Energiewende aus Sicht… des Handwerks, des Naturschutzes, der Politik und der Energieversorger

21. Juli 2023

Diesem Thema widmete sich der jüngste Bürgertreff der SPD Oberkotzau. Durch den Abend leiteten Reiner Hager und Yvonne Martin.

Als Gäste waren Wolfgang Degelmann (Geschäftsführer des Bund Naturschutz Hof), Jean Petrahn (Geschäftsführer der Stadtwerke Hof), Marco Kemnitzer (Kreishandwerksmeister und Heizungsbauer) sowie Ulrich Scharfenberg, SPD.

Wolfgang Degelmann erklärte eingangs sehr anschaulich, welche Kommunen im Landkreis derzeit welchen Grad an Selbstversorgung mit Energie erreichen. Da wurden beeindruckende Zahlen zwischen 5% und 800% genannt.

Marco Kemnitzer referierte die Vorteile der Anschaffung einer Wärmepumpe und alternative Techniken im Wohnungsbau. Vielen Aufträgen steht derzeitiger Materialmangel (z.B. Lieferung der Wärmepumpe) gegenüber. Einige Kunden geben, wohl auch aus Kostengründen, aktuell den Neukauf einer Gas- oder Ölheizung in Auftrag und nehmen damit ein schwer kalkulierbares Kostenrisiko in der Zukunft in Kauf.

Ulrich Scharfenberg holte weit aus und erläuterte die Anfänge der Energiewende im Landkreis Hof, auf dem Weg gebracht durch den damaligen Landrat Bernd Hering. Auch wenn schon viel geschehen ist, geht noch mehr. So wurde auch z.B. bei Neubauten im öffentlichen Bereich (z.B. Klinik-Neubau Münchberg) erst spät eingesehen, dass eine Photovoltaik-Anlage (PV) eingebaut werden sollte. Das Klimaschutzmanagement des Landratsamt Hof sollte jede Kommune nutzen, sich über sinnvolle Energie-Alternativen zu informieren und zur Umsetzung beraten zu lassen.

Jean Petrahn bezog Stellung zu den Stadtwerken Hof und den Weg in die alternativen Energiemöglichkeiten. Selbst die Stadtwerke stoßen immer wieder an Ihre Grenzen, wenn eingereichte Anträge lange Bearbeitungszeiten haben. Das Gebäude der Stadtwerke wird jetzt saniert und auch die PV-Anlage wird nach anfänglichen Schwierigkeiten gebaut – manchmal muss halt der Statiker zweimal nachrechnen und baulich nachbessern, damit PV möglich wird. Die Zahlen zur Senkung des Energieverbrauchs im eigenen Haus und Geschäftsbereich konnten durchaus beeindrucken. Er berichtet von der Gründung der Bürger-Energie, in die jeder investieren kann. Ziel ist es hier, Geld in den Aufbau von ökologisch nachhaltiger, das heißt regenerativer Energie zu stecken und an den Erträgen Anteil zu haben. Hier wird auch ein wichtiger Ansatz gesehen, künftig noch stärker die genossenschaftlich organisierten Unternehmensformen mit den dort gegebenen Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung zu forcieren.

Die etwa 20 Gäste hatten viele Wortmeldungen und Fragen an die Redner. Wiederholt kamen Fragen auf wie - was kann jeder einzelne Bürger tun? - werden in naher Zukunft Heizungen mit Wasserstoff geheizt? - wie werden Wärmepumpen bezuschusst? - warum werden/wurden kleiner PV durch das EEG (erneuerbare Energien Gesetz) stark benachteiligt? Wird das jetzt geändert?

Es wurde wiederholt klargestellt, dass neben den möglichen Beiträgen von Privatleuten besonders auch die Kommunen gefordert sind -und das wird in Zukunft noch viel stärker der Fall sein müssen- tragfähige Konzepte und konkrete Schritte in eine Zukunft ohne fossile Energieträger auszuloten und zügig umzusetzen. Die bestehenden Beratungsangebote für Kommunen wurden im Verlauf des Abends mehrfach angesprochen.

Die Verantwortung im Bereich der Wohnungswirtschaft, natürlich auch besonders der Kommunen und der gemeinnützigen Vermieter, wurde betont und muss zur Energiewende beitragen.

Mehrere Beiträge aus dem Publikum gaben Einsicht in die Notwendigkeit, für weniger vermögende Haus- und Wohnungseigentümer oder für die große Zahl der Mieter eine tragfähige soziale Komponente zu haben. Keiner sollte Angst haben müssen, im Zuge der notwendigen Veränderungen seine Energiekosten nicht mehr bezahlen zu können und so zu einem Wohnungswechsel oder Verkauf gezwungen zu sein.

Mehrfach wurde seitens Podium und Publikum gefordert, die Bürger müssten beim Ausbau erneuerbarer Energien mitgenommen und aktiv einbezogen werden. Es gälte, Bürgerbeteiligungen, Unterstützung von Initiativen vor Ort, örtliche Einheiten zur Energieerzeugung, Fernwärmekonzepte usw. zu forcieren.

Dabei sollten auch die Kommunen selbst eine aktive Rolle einnehmen. Dass die Gemeinde Oberkotzau hier keine Spitzenposition im Landkreis einnimmt, wurde ebenfalls deutlich; es ist also, wie vielerorts, noch Luft nach oben.

Deutschland wird wohl, so wie jetzt auch, langfristig Energie importieren müssen. Es gilt daher, alternative Projekte in den potentiellen Lieferländern zu unterstützen und sich rechtzeitig dort einzukaufen. Ein Beispiel könnte ein großangelegtes Projekt zur Gewinnung von grünem Wasserstoff sein.

Es ist Konsens im Raum, dass das beschleunigte Voranbringen der Energiewende alternativlos ist. Die positiven Effekte für einen nachhaltigen Klima-, Natur- und Artenschutz sollen hier nicht unerwähnt bleiben.

Auch wenn die ideale Lösung an dem Abend noch nicht gefunden wurde, sind doch Wege deutlich aufgezeigt worden und aus Sicht der Veranstalter eine Einsicht in die Notwendigkeiten entstanden, die uns der Klimawandel unausweichlich auf die Tagesordnung schreibt. Nicht auf andere zeigen, nicht aufschieben, sondern Verantwortung übernehmen und mitmachen - daheim, in der Kommune, im Landkreis.

Nach mehr als 2 Stunden lebhaftem Austausch bedankte sich Reiner Hager seitens der SPD Oberkotzau bei den 4 Podiums-Mitgliedern und den engagierten Besuchern. Er betonte, es war ein besonders kompetent besetztes Podium und man könnte mit jedem einzelnen der 4 Referenten ein abendfüllendes Programm gestalten.

Text, Yvonne Martin, Reiner Hager

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