SPD Oberkotzau besucht die Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Oberkotzau, Schaumberg

21. August 2022

Der SPD-Ortsverein Oberkotzau besuchte im Rahmen der Reihe "SPD vor Ort" die neu gebaute Zweigstelle der Hochfränkischen Werkstätten hw (=eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung “WfbM“) in Oberkotzau, Schaumberg.

Träger der hw ist die Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung Stadt- und Landkreis Hof e.V. Lebenshilfe Hof.

Geschäftsführer Siegfried Wonsack begrüßte zusammen mit dem Zweigstellenleiter Christian Lange die Besuchergruppe.

Die beiden Herren hatten sich die Zeit genommen, die SPD-Gruppe im neuen Gebäude zu empfangen und auf einen 1 ½-stündigen Rundgang mit vielen Informationen, mitzunehmen.

Hauptstelle der hw ist in Hof am Südring. Zweigstellen bestehen mit Bauernhof, Gärtnerei und Wohngruppen in Martinsreuth, in der Schollenteichstraße und Schaumbergstraße in Hof und per Einzug im August 2021 nun auch in Oberkotzau, Schaumberg.

Natürlich beanspruchten Planung, Finanzierung und Ausführung einen längeren Zeitraum, hier reden wir von ca. 5 Jahren. Modernen Erfordernissen entspricht etwa auch der Einbau einer Solaranlage zur Stromerzeugung.

Ca. 80 – 85 Mitarbeiter (mit Behinderung) arbeiten in Gruppen à 12, für die jeweils ein Gruppenleiter zuständig ist. Die Gruppenleiter kommen überwiegend aus Handwerksberufen, manche auch mit Meisterprüfung, und haben eine längerfristige arbeitsbegleitende, pädagogische Ergänzungsausbildung durchlaufen.

Zu ihren Aufgaben gehört es, die Mitarbeiter entsprechend ihrer individuellen Handicaps bestmöglich einzusetzen und zu fördern; schon kleine und kleinste Schritte der Anpassung und Eingliederung in den Arbeitsprozess müssen hier als Erfolg angesehen werden.

Die Gastgeber konnten auch von vielen Beispielen berichten, wo durch Geduld und Training enorme Fortschritte und Leistungssteigerungen erzielt werden konnten, was ja letztlich auch für die Betroffenen eine positive Bestätigung ihrer Fähigkeiten und Bemühungen darstellt.

Neben den pädagogischen Hilfen sind die Gruppenleiter z.B. auch im Vorrichtungsbau aktiv und sehr findig. Viele mechanisch-technische Hilfen für die Mitarbeiter werden im Haus selbst konstruiert; ein Etikettenspender zur Ein-Hand-Bedienung ist da nur eines von vielen Beispielen für die Erleichterung und Verbesserung von Arbeitsabläufen.

Überwiegend rühren die Einschränkungen der Mitarbeiter von einer geistigen Behinderung unterschiedlicher Genese her. Eine Vermittlung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt kann nicht stattfinden und so ist die WfbM für diesen Personenkreis die bestmögliche Form der Teilhabe am Arbeitsleben im Sinne einer Orientierung an dem in unserer Gesellschaft Üblichen.

Die Mitarbeiter werden größtenteils mit Zubringerbussen zur Arbeit gefahren; manche konnten früher, als sie noch in Hof zur Arbeit gingen, selbstständig mit dem Linienbus kommen, das gibt aber nun der ÖPNV für den Standort Oberkotzau nicht mehr her. Einige Mitarbeiter wohnen auch in den Wohnheimgruppen in Oberkotzau.

Das Mittagessen wird am Schaumberg im Schichtbetrieb eingenommen; gekocht wird im Ausbildungsbetrieb Berufsbildungswerk im Lernhof in Hof; am Schaumberg wird portioniert und ausgegeben.

Für die Arbeitsgruppen stehen etwa 200 m3 zur Verfügung; i.d.R. teilen sich 2 Gruppen einen größeren Raum. Dazu kommt noch eine etwa gleich große Fläche für Lager-, Sanitär-, Verwaltungs-, Gemeinschaftsräume und Verkehrsflächen.

Herr Wonsack und Herr Lange erläuterten an einigen Beispielen den modernen Service für Industrie und Handwerk, der in der hw geleistet wird.
So werden etwa Aluminium-Körper für Gurtschrauben (finden z.B. bei der Telefonmast-Montage Verwendung) in 100-Tausender-Zahlen gefertigt oder Musterkataloge in vielfältigster Zusammenstellung aus einem Pool von Hunderten Mustern nach Kundenwünschen konfektioniert.

Oder eine Welle für eine Baggerhydraulik, bestehend aus 14 Komponenten, wird bis zur abschließenden Druckprüfung hergestellt.

Der Einsatz von Präzisionswerkzeug und –maschinen sowie EDV-gestütztes Arbeiten sind bei den Anforderungen, die von der hw und ihren Mitarbeiten zu bewältigen sind, heutzutage schon selbstverständlich.

In Summe bedient die hw rund 50 Firmen/Auftraggeber mit höchst unterschiedlichen Montage-, Konfektionierungs- und sonstigen Arbeiten. Ein namhafter Betrieb aus der Kunststoffbranche, im Landkreis Hof ansässig, lastet die hw zu annähernd 40 % aus. Nahezu alle Auftraggeber kommen aus dem näheren Umkreis. Die hw unterhalten neben einem umfangreichen Teilelager auch einen Hol- und Lieferdienst zwischen der Werkstatt und den Auftraggebern, bzw. gibt Produkte auch auf dem Post- und sonstigen Lieferweg.

Herr Wonsack und Herr Lange zeigten sich erfreut über das Interesse der Besucher/innen, das so auch nicht alltäglich und selbstverständlich sei.

Der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Domenik Kügler brachte den Respekt für die Leistung der Mitarbeiter und das Engagement der Lebenshilfe zum Ausdruck und bedankte sich für die Führung und die detailreichen Informationen.

Ein solcher Einblick in die Arbeits- und Lebenswelt von Menschen mit Behinderung, die in unserer Gemeinde wohnen und arbeiten, ist sehr wertvoll für unser aller Wissen um die Situation von Mitmenschen, die aufgrund von Handicaps Unterstützung bei der Teilhabe benötigen.

Diese Unterstützung zu gewähren und zu erbringen, ist eine gesellschaftliche Aufgabe, für die ein gesetzlicher Rahmen besteht, der von der Lebenshilfe mit praktischen Leistungen ausgefüllt wird.

Domenik Kügler übergab „zum Einzug“ eine Grünpflanze und bedankte sich im Namen aller für die Gastfreundschaft.

Reiner Hager

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Werkstätten 7

Fotos: Frank Bürger

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